Was ist eine Neuroborreliose?
Sommerzeit ist Zeckenzeit – Was Sie jetzt über Borreliose und das Nervensystem wissen sollten
Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen, und viele zieht es jetzt nach draußen in die Natur. Ob Spaziergänge im Wald, Radtouren durch Wiesen oder Picknicks im Park – der Frühsommer lädt dazu ein, Zeit im Grünen zu verbringen. Doch mit dem Start der Zeckensaison steigt auch das Risiko für durch Zecken übertragene Erkrankungen wie die Borreliose. Besonders tückisch: Wenn sich die Infektion auf das Nervensystem ausweitet, kann eine sogenannte Neuroborreliose entstehen – eine ernst zu nehmende neurologische Komplikation.
Was ist eine Borreliose?
Die Borreliose (auch Lyme-Borreliose genannt) ist eine bakterielle Infektion, die durch Borrelia burgdorferi ausgelöst wird. Übertragen wird der Erreger durch den Stich infizierter Zecken – insbesondere der in Deutschland verbreiteten Holzbock-Zecke (Ixodes ricinus). Zecken sind besonders in der warmen Jahreszeit aktiv – also genau jetzt.
Nicht jeder Zeckenstich führt zur Erkrankung, aber bei Infektion können sich die Symptome innerhalb weniger Tage bis Wochen zeigen. Klassisch ist die Wanderröte (Erythema migrans), ein sich ringförmig ausbreitender Hautausschlag um die Einstichstelle.
Was ist eine Neuroborreliose?
Bei etwa 3–15 % der Infizierten breitet sich die Borrelien-Infektion auf das Nervensystem aus – dann spricht man von einer Neuroborreliose. Diese Form tritt häufig Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich auf und kann sowohl das zentrale (Gehirn und Rückenmark) als auch das periphere Nervensystem betreffen.
Typische Symptome einer Neuroborreliose:
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Starke Nervenschmerzen, oft in der Nacht schlimmer (besonders im Rücken oder an den Gliedmaßen)
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Lähmungserscheinungen, vor allem eine einseitige Gesichtslähmung (Fazialisparese)
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Empfindungsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle
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Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit
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Bei Kindern: Oft Gesichtslähmung oder Reizbarkeit, Fieber und Bewegungsunlust
Wie wird die Diagnose gestellt?
Eine frühe Diagnose ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Die Diagnose der Neuroborreliose basiert auf:
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Klinischen Symptomen
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Nachweis von Borrelien-Antikörpern im Blut und/oder im Nervenwasser (Liquor)
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Liquordiagnostik, die eine Entzündung des zentralen Nervensystems zeigen kann
Wie wird die Neuroborreliose behandelt?
Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika, meist über einen Zeitraum von 14 bis 21 Tagen. Je nach Schweregrad wird oral (z. B. Doxycyclin) oder intravenös (z. B. Ceftriaxon) behandelt. Bei rechtzeitiger Therapie sind die Heilungschancen sehr gut. Eine chronische Neuroborreliose mit langwierigen Beschwerden ist selten, aber bei verspäteter Behandlung möglich.
Zeckenschutz ist Nervenschutz
Gerade jetzt im Frühsommer ist der richtige Zeckenschutz essenziell, um eine Borreliose und damit auch eine Neuroborreliose zu vermeiden. Hier einige Tipps:
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Tragen Sie bei Ausflügen in hohes Gras oder den Wald lange Kleidung und geschlossene Schuhe
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Verwenden Sie Insektenschutzmittel
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Untersuchen Sie nach dem Aufenthalt in der Natur gründlich Ihre Haut, insbesondere Kniekehlen, Achseln, Leisten und Nackenbereich
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Entfernen Sie Zecken so schnell wie möglich mit einer Zeckenkarte oder -zange – möglichst hautnah und ohne zu drehen
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Beobachten Sie die Hautstelle in den folgenden Tagen auf Veränderungen
Fazit: Frühzeitiges Handeln schützt vor neurologischen Komplikationen
Die Neuroborreliose ist eine ernst zu nehmende, aber gut behandelbare Erkrankung, wenn sie früh erkannt wird. Gerade jetzt – zu Beginn der Zeckensaison – ist es wichtig, das Bewusstsein für Symptome und Prävention zu schärfen. Bei anhaltenden Nervenschmerzen, Lähmungen oder anderen ungeklärten Beschwerden nach einem Zeckenstich sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden.
Bleiben Sie achtsam – und genießen Sie den Sommer mit dem richtigen Schutz für Körper und Nervensystem!