Die Bedeutung von Jod für die körperliche und geistige Gesundheit in verschiedenen Lebensphasen
Jod ist ein essenzielles Spurenelement, das unser Körper nicht selbst herstellen kann – und das dennoch in jeder Lebensphase von zentraler Bedeutung ist: Von der frühkindlichen Gehirnentwicklung über die Leistungsfähigkeit im Erwachsenenalter bis hin zur geistigen Gesundheit im Alter. In diesem Beitrag zeigen wir, warum eine ausreichende Jodzufuhr so wichtig ist, welche Folgen ein Mangel haben kann und was aktuelle medizinische Leitlinien dazu sagen.
Warum ist Jod so wichtig?
Jod ist ein zentraler Baustein der Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Diese Hormone steuern nicht nur den Energiestoffwechsel, sondern auch das Wachstum, die Entwicklung des Gehirns sowie zahlreiche neurologische und kognitive Funktionen. Ein chronischer Mangel an Jod kann daher weitreichende gesundheitliche Folgen haben – sowohl körperlich als auch geistig.
Jod in den verschiedenen Lebensphasen
1. Schwangerschaft und Stillzeit – Fundament für die Gehirnentwicklung
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) weisen darauf hin, dass eine ausreichende Jodversorgung in der Schwangerschaft und Stillzeit unerlässlich für die gesunde Gehirnentwicklung des Fötus ist. Schon ein milder Jodmangel kann zu bleibenden kognitiven Defiziten führen, da das fetale Gehirn besonders empfindlich auf Schilddrüsenhormonmangel reagiert.
➡️ Empfehlung laut AWMF-Leitlinie 033-042: Schwangere und Stillende sollten täglich 230–260 µg Jod zuführen – am besten durch jodiertes Speisesalz und Supplemente mit kontrollierter Jodmenge.
2. Kindheit und Jugend – Basis für Wachstum und Lernen
In der Wachstumsphase benötigen Kinder ausreichend Jod, um die Schilddrüsenhormone für körperliche Entwicklung und geistige Reifung produzieren zu können. Ein Mangel kann zu Lernstörungen, Konzentrationsproblemen und Wachstumsverzögerungen führen.
➡️ Die AWMF-Leitlinie „Jodversorgung im Kindes- und Jugendalter“ (027-017) empfiehlt folgende tägliche Jodzufuhr:
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1–4 Jahre: 100 µg
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4–7 Jahre: 120 µg
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7–10 Jahre: 140 µg
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Jugendliche: 180–200 µg
3. Erwachsenenalter – Konzentration, Stoffwechsel und psychische Stabilität
Im Erwachsenenalter ist Jod für einen stabilen Stoffwechsel und eine ausgewogene mentale Verfassung mitverantwortlich. Ein Jodmangel kann zu einer sogenannten „hypothyreoten Stoffwechsellage“ führen – mit Symptomen wie Müdigkeit, depressiver Verstimmung, Kälteempfindlichkeit oder Gewichtszunahme.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) betont in ihren Empfehlungen, dass Schilddrüsenfunktionsstörungen mit neuropsychiatrischen Symptomen wie Depressionen, Ängsten oder kognitiven Einbußen einhergehen können.
➡️ Erwachsene sollten laut DGE täglich etwa 180–200 µg Jod aufnehmen.
4. Alter – Schutz vor kognitivem Abbau und Demenz?
Im höheren Lebensalter nimmt die Schilddrüsenfunktion oft leicht ab. Studien legen nahe, dass sowohl ein Jodmangel als auch eine Überversorgung im Alter zu kognitiven Defiziten beitragen können.
Die DGN warnt vor einer nicht erkannten Hypothyreose im Alter, da diese unter anderem mit verlangsamtem Denken, Gedächtnisstörungen und sogar erhöhtem Demenzrisiko einhergehen kann. Eine ausgewogene Jodversorgung spielt also auch im Alter eine präventive Rolle für die geistige Fitness.
Jodmangel in Deutschland – immer noch ein Problem?
Obwohl Jodsalz seit den 1980er-Jahren flächendeckend empfohlen wird, zeigen aktuelle Studien, dass ein subklinischer Jodmangel in Teilen der Bevölkerung weiterhin besteht – insbesondere bei Schwangeren, Jugendlichen und älteren Menschen.
Ein Grund dafür ist die zunehmende Verwendung von „Gourmetsalzen“ ohne Jodzusatz und der Trend zu verarbeiteten Lebensmitteln, die selten mit jodiertem Salz hergestellt werden.
Was kann man konkret tun?
✔ Verwenden Sie regelmäßig jodiertes Speisesalz.
✔ Konsumieren Sie jodreiche Lebensmittel wie Seefisch (z. B. Kabeljau, Seelachs), Milchprodukte und Eier.
✔ Bei erhöhtem Bedarf (z. B. Schwangerschaft) kann ein jodhaltiges Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein – immer in Absprache mit einem Arzt.
✔ Lassen Sie Ihre Schilddrüsenfunktion bei Symptomen wie Antriebslosigkeit, Gewichtszunahme oder Kälteempfindlichkeit ärztlich überprüfen.
Fazit
Jod ist ein kleines Spurenelement mit großer Wirkung – und seine Bedeutung für die körperliche und geistige Gesundheit reicht von der Geburt bis ins hohe Alter. Gerade in sensiblen Lebensphasen wie Schwangerschaft, Kindheit und dem Alter ist eine gute Versorgung entscheidend. Eine ausgewogene Ernährung mit jodreichen Lebensmitteln und ggf. gezielte Supplementierung helfen dabei, Mangelzustände zu vermeiden – und infolgedessen viele körperliche und neurologische Beschwerden gar nicht erst entstehen zu lassen.
Quellenverzeichnis
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AWMF-Leitlinie 033-042: „Jodversorgung in der Schwangerschaft und Stillzeit“
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/033-042 -
AWMF-Leitlinie 027-017: „Jodmangel – Diagnostik, Therapie und Prophylaxe bei Kindern und Jugendlichen“
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/027-017 -
Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN): Leitlinien zur Schilddrüsendysfunktion und neuropsychiatrischen Auswirkungen
https://dgn.org/leitlinien/ -
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ): Empfehlungen zur Jodversorgung bei Kindern
https://www.dgkj.de -
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE): Jodbedarf und Schilddrüsengesundheit
https://www.endokrinologie.net/jod.php