Wenn die Beine nicht zur Ruhe kommen – Restless-Legs-Syndrom bei Kindern

Wenn die Beine nicht zur Ruhe kommen – Restless-Legs-Syndrom bei Kindern

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS), auf Deutsch auch als „Syndrom der unruhigen Beine“ bekannt, ist vielen vor allem als Erkrankung von Erwachsenen oder älteren Menschen ein Begriff. Doch auch Kinder können betroffen sein – häufig bleibt die Diagnose jedoch aus oder wird verzögert gestellt. Dabei ist eine frühzeitige Erkennung wichtig, um die Lebensqualität der betroffenen Kinder und ihrer Familien zu verbessern.

Was ist das Restless-Legs-Syndrom?

Das Restless-Legs-Syndrom ist eine neurologische Erkrankung, die durch einen starken Bewegungsdrang der Beine – meist in Ruhephasen – und unangenehme Missempfindungen (z. B. Ziehen, Kribbeln, Brennen oder „Ameisenlaufen“) gekennzeichnet ist. Die Symptome treten typischerweise abends oder nachts auf und führen häufig zu Einschlaf- oder Durchschlafstörungen.

RLS bei Kindern – Symptome oft missverstanden

Bei Kindern äußert sich das RLS oft anders als bei Erwachsenen. Symptome können sein:

  • Unruhe oder ständiges Herumzappeln beim Sitzen oder Liegen

  • Einschlafprobleme oder häufiges Aufwachen in der Nacht

  • Konzentrationsprobleme in der Schule durch Schlafmangel

  • Reizbarkeit oder Stimmungsschwankungen

  • Beschwerden, die das Kind schwer in Worte fassen kann („Mama, meine Beine fühlen sich komisch an“)

Viele dieser Symptome werden zunächst mit ADHS oder „Wachstumsschmerzen“ verwechselt – daher ist eine genaue Anamnese entscheidend.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen des RLS sind bisher nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass eine genetische Veranlagung eine Rolle spielt – häufig sind nahe Angehörige ebenfalls betroffen. Auch ein Eisenmangel im Gehirn (nicht zwingend im Blutbild sichtbar) scheint ein zentraler Faktor zu sein.

Weitere mögliche Auslöser oder begünstigende Faktoren:

  • Chronischer Schlafmangel

  • Schwangerschaft der Mutter (wenn RLS in der Schwangerschaft auftrat, ist das Risiko beim Kind erhöht)

  • Bestimmte Medikamente (z. B. Antihistaminika)

Diagnose – eine Herausforderung im Kindesalter

Die Diagnose basiert hauptsächlich auf der Beschreibung der Symptome. Ein erfahrener Kinderarzt oder Neurologe wird:

  • Eine ausführliche Anamnese erheben (auch familiäre Vorbelastung)

  • Fragen zu Tagesmüdigkeit, Schlafverhalten und Bewegungsdrang stellen

  • Gegebenenfalls Laboruntersuchungen (z. B. Ferritin-Spiegel) anordnen

Bei Kindern unter 12 Jahren ist eine klare Eigenbeschreibung der Beschwerden oft schwierig. Deshalb sind die Beobachtungen der Eltern besonders wichtig.

Therapieansätze – was hilft Kindern mit RLS?

Die Behandlung richtet sich nach der Schwere der Symptome:

  • Eisenmangel ausgleichen: Bei niedrigem Ferritin-Spiegel kann eine Eisen-Supplementierung helfen – allerdings nur unter ärztlicher Aufsicht.

  • Schlafhygiene verbessern: Regelmäßige Schlafenszeiten, ein beruhigendes Einschlafritual und der Verzicht auf Bildschirmzeit vor dem Zubettgehen können unterstützend wirken.

  • Bewegung im Alltag fördern: Leichte körperliche Aktivität hilft oft, den Bewegungsdrang besser zu regulieren.

  • Medikamentöse Therapie: Nur in schweren Fällen und nach sorgfältiger Abwägung – eine solche Therapie erfolgt in der Regel nur durch spezialisierte Fachärzte.

Was Eltern tun können

Eltern sollten aufmerksam sein, wenn ihr Kind regelmäßig Einschlafprobleme hat oder über „komische Gefühle“ in den Beinen klagt. Wichtig ist:

  • Das Kind ernst nehmen – auch wenn die Symptome schwer greifbar erscheinen

  • Einen Kinderarzt oder Neurologen aufsuchen, wenn der Verdacht auf RLS besteht

  • Ein Schlaf- und Symptomtagebuch führen, um Muster zu erkennen

Fazit: Früherkennung ist entscheidend

Das Restless-Legs-Syndrom bei Kindern ist real – und behandelbar. Eine frühzeitige Diagnose kann verhindern, dass das Kind unnötig leidet, in seiner Entwicklung beeinträchtigt wird oder fälschlicherweise als „zappelig“ oder „schlecht erzogen“ gilt. Eltern, Lehrer und Ärzte sollten daher für das Thema sensibilisiert sein.


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