Was empfiehlt die WHO bezüglich Alkoholkonsum in der Prävention des Schlaganfalls?
1. WHO-Position: Kein Alkohol ist risikofrei
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt klar: Es gibt keinen risikofreien Alkoholkonsum. Bereits geringe Mengen können langfristig die Gesundheit gefährden – insbesondere das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Schlaganfall steigt. Deshalb spricht sich die WHO dafür aus, den Alkoholkonsum in der Bevölkerung so weit wie möglich zu reduzieren – idealerweise auf null.
2. Alkohol und Schlaganfallrisiko: Der Stand der Forschung
Alkohol hat einen direkten Einfluss auf das Schlaganfallrisiko – über verschiedene Wege:
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Er erhöht den Blutdruck, was einer der wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfälle ist.
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Er begünstigt Vorhofflimmern, das das Risiko für Hirnembolien steigert.
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Er wirkt sich auf die Gerinnung und Gefäßgesundheit negativ aus.
Studien zeigen:
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Höherer Alkoholkonsum (mehr als 2 Getränke pro Tag) erhöht deutlich das Risiko für ischämische und hämorrhagische Schlaganfälle.
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Leicht bis moderat konsumierter Alkohol (1–2 Getränke pro Tag) scheint das Risiko für ischämische Schlaganfälle leicht zu senken – der potenzielle Nutzen wird aber durch die gleichzeitig ansteigenden Risiken aufgehoben.
3. Empfehlungen der WHO und medizinischer Fachgesellschaften
Zielgruppe | Empfehlung zum Alkoholkonsum |
---|---|
Gesunde Erwachsene | Kein Alkohol ist ideal. Wenn Konsum, dann maximal 1 (Frauen) bzw. 2 (Männer) Standardgetränke/Tag. |
Personen mit Schlaganfall/TIA | Alkohol möglichst ganz vermeiden. Kein „sicheres“ Level bekannt. |
Gesamtbevölkerung | Allgemeine Reduktion empfohlen – jeder alkoholfreie Tag zählt. |
4. Was ist ein „Standardgetränk“?
Ein Standardgetränk enthält etwa 10–12 Gramm reinen Alkohol. Diese Menge entspricht typischerweise:
Getränk | Menge | Reiner Alkohol (~12 g) |
---|---|---|
Bier (Pils, 5 Vol.-%) | 0,3 Liter (kleines Glas) | ✓ |
Wein (12 Vol.-%) | 0,125 Liter (1/8 l) | ✓ |
Sekt (11 Vol.-%) | 0,1 Liter | ✓ |
Spirituosen (40 Vol.-%) | 0,04 Liter (4 cl) | ✓ |
Wichtig: In der Praxis wird häufig mehr als ein Standarddrink pro Portion konsumiert (z. B. 0,5 Liter Bier oder ein großer Rotwein mit 0,25 Liter = 2 Drinks!).
5. Empfehlungen für die Praxis
Für Prävention und Alltag:
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Alkoholfreie Tage einplanen (mind. 2–3 pro Woche)
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Langsam trinken, Essen dazu einnehmen
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Kleinere Gläser verwenden
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Alkoholkonsum bewusst protokollieren (z. B. mit Trinktagebuch)
Für Betroffene oder Risikogruppen:
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Ärztliche Beratung einholen – auch bei geringen Mengen
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Nach einem Schlaganfall: Alkohol komplett vermeiden
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Medikamenteninteraktionen beachten
6. Fazit für neurowissen.com
Die WHO empfiehlt ganz klar: Je weniger Alkohol, desto besser. Besonders in der Prävention von Schlaganfällen ist Reduktion oder Verzicht der effektivste Weg, das Risiko zu senken. Für Menschen mit bereits erhöhtem Risiko oder nach einem Schlaganfall ist kompletter Verzicht die sicherste Entscheidung.
Auch für gesunde Menschen gilt: Wenn überhaupt Alkohol, dann maximal 1–2 Standardgetränke am Tag, idealerweise mit alkoholfreien Tagen pro Woche – und immer im Bewusstsein, dass auch kleine Mengen langfristig gesundheitlich relevant sind.
Literaturquellen
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World Health Organization (2023). No level of alcohol consumption is safe for our health.
https://www.who.int/news-room/commentaries/detail/no-level-of-alcohol-consumption-is-safe-for-our-health -
WHO Regional Office for Europe (2022). Alcohol: A public health perspective.
https://www.euro.who.int/en/health-topics/disease-prevention/alcohol-use -
O’Donnell MJ et al. (2010). Risk factors for ischaemic and intracerebral haemorrhagic stroke in 22 countries (INTERSTROKE study). Lancet.
https://doi.org/10.1016/S0140-6736(10)60834-3 -
Ariesen MJ et al. (2003). Risk factors for intracerebral hemorrhage in the general population. Stroke.
https://doi.org/10.1161/01.STR.0000074235.45824.00 -
Deutsche Schlaganfallgesellschaft (2022). Leitlinien zur Sekundärprävention von Schlaganfällen.
https://www.dsg-info.de/ -
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Wieviel Alkohol ist zu viel?
https://www.kenn-dein-limit.de/