Bewegungstherapie und körperliche Aktivität bei neurologischen Erkrankungen

Bewegungstherapie und körperliche Aktivität bei neurologischen Erkrankungen – Wie Bewegung dem Gehirn hilft

Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson, Schlaganfall oder Polyneuropathien bringen häufig motorische Einschränkungen, Koordinationsstörungen, Muskelschwäche oder Schmerzen mit sich. Betroffene ziehen sich deshalb oft körperlich zurück – doch genau das ist kontraproduktiv. Zahlreiche Studien zeigen, dass gezielte Bewegungstherapie und regelmäßige körperliche Aktivität einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Stabilisierung neurologischer Symptome leisten können.

Warum ist Bewegung bei neurologischen Erkrankungen so wichtig?

Das zentrale Nervensystem ist anpassungsfähig – dieses Prinzip der neuronalen Plastizität besagt, dass das Gehirn und Rückenmark auf Reize wie Bewegung mit strukturellen und funktionellen Veränderungen reagieren können. Bewegung wirkt also wie ein Training für das Gehirn: Neue Verbindungen entstehen, bestehende Netzwerke werden gestärkt.

Darüber hinaus fördert körperliche Aktivität:

  • Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns

  • Neurogenese (Bildung neuer Nervenzellen, insbesondere im Hippocampus)

  • Ausschüttung von Botenstoffen wie Dopamin, Serotonin und BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor), die positiv auf Stimmung, Lernen und Regeneration wirken

Bewegungstherapie – individuell und zielgerichtet

Bewegungstherapie ist nicht gleich Fitnessprogramm. Es handelt sich um eine gezielte, medizinisch begründete Therapieform, die individuell auf die Erkrankung, das Stadium und die Belastbarkeit der Betroffenen abgestimmt wird. Häufig kommen dabei zum Einsatz:

  • Physiotherapie (z. B. Gangschulung, Muskelkräftigung, Gleichgewichtstraining)

  • Ergotherapie (z. B. Alltagstraining, Feinmotorik, Koordination)

  • Sporttherapie (z. B. angepasstes Ausdauer- oder Krafttraining)

  • Therapeutisches Tanzen, Yoga, Tai-Chi oder Qigong

Je nach neurologischer Erkrankung liegen die Schwerpunkte unterschiedlich – während bei Parkinson Rhythmus und Bewegungsauslösung im Vordergrund stehen, ist bei Multipler Sklerose (MS) oft die Verbesserung der Ermüdbarkeit (Fatigue) und des Gleichgewichts wichtig.

Körperliche Aktivität – auch im Alltag wirksam

Neben der gezielten Therapie sollte auch der Alltag in Bewegung bleiben. Schon regelmäßiges Spazierengehen, Radfahren, Schwimmen oder Gartenarbeit können viel bewirken – insbesondere für:

  • Mobilität und Selbstständigkeit

  • Schmerzlinderung

  • Sturzprophylaxe

  • Depressionsprophylaxe

  • Kognitive Leistungsfähigkeit

Selbst bei fortgeschrittener Erkrankung lohnt sich Aktivität: In vielen Fällen kann sie das Fortschreiten der Symptome verlangsamen oder sogar verbessern.

Bewegung braucht Motivation – und Unterstützung

Viele Menschen mit neurologischen Erkrankungen sind unsicher, wie viel Bewegung ihnen guttut oder haben Angst vor Überforderung. Hier braucht es motivierende Begleitung, z. B. durch:

  • Therapeuten, Reha-Teams oder spezialisierte Bewegungsgruppen

  • Apps oder digitale Angebote mit angepasstem Training

  • Angehörige oder Selbsthilfegruppen, die gemeinsam aktiv werden

Wichtig ist: Nicht Perfektion zählt, sondern Kontinuität. Schon kleine Schritte haben große Wirkung.

Fazit

Bewegung ist Medizin – gerade bei neurologischen Erkrankungen. Sie verbessert nicht nur die körperliche Funktion, sondern stärkt auch das Gehirn, die Psyche und das Selbstvertrauen. Wer in Bewegung bleibt, kann aktiv Einfluss auf den Verlauf seiner Erkrankung nehmen und neue Lebensqualität gewinnen.



Tipp: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Therapeuten über ein auf Sie abgestimmtes Bewegungsprogramm. In vielen Fällen kann Bewegungstherapie verordnet und von der Krankenkasse übernommen werden.


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