DOAK-Therapie bei Vorhofflimmern: Indikationsstellung und Vergleich der verschiedenen DOAK-Medikamente
Vorhofflimmern (VHF) ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung und betrifft Millionen Menschen weltweit. Ein zentrales Ziel der Behandlung ist die Verhinderung von thromboembolischen Komplikationen – insbesondere des ischämischen Schlaganfalls. Die Einführung der direkten oralen Antikoagulanzien (DOAKs) hat die Schlaganfallprophylaxe revolutioniert und bietet eine effektive und sichere Alternative zum klassischen Vitamin-K-Antagonisten (VKA) Warfarin (bzw. Phenprocoumon in Deutschland). In diesem Artikel beleuchten wir die Indikationsstellung für die DOAK-Therapie bei VHF und vergleichen die zugelassenen Präparate hinsichtlich ihrer Eigenschaften.
Wann ist eine DOAK-Therapie bei Vorhofflimmern indiziert?
Die Entscheidung zur Einleitung einer oralen Antikoagulation basiert auf der individuellen Schlaganfall- und Blutungsrisikobewertung. Die wichtigsten Entscheidungshilfen sind:
1. CHA₂DS₂-VASc-Score (zur Einschätzung des Schlaganfallrisikos):
Risikofaktor | Punkte |
---|---|
Herzinsuffizienz | 1 |
Bluthochdruck | 1 |
Alter ≥75 Jahre | 2 |
Diabetes mellitus | 1 |
Schlaganfal oder TIA in Anamnese | 2 |
Vaskuläre Erkrankung (Myokardinfarkt, pAVK, Aortenplaques) | 1 |
Alter 65–74 Jahre | 1 |
Geschlecht (weiblich) | 1 |
Empfehlungen:
-
Score <1 (männlich) oder <2 (weiblich): keine Antikoagulation
-
Score ≥2 (männlich) oder ≥3 (weiblich): Antikoagulation empfohlen
2. HAS-BLED-Score (zur Einschätzung des Blutungsrisikos):
Wird ergänzend verwendet, sollte aber nicht per se gegen eine Antikoagulation sprechen, sondern zur Optimierung kontrollierbarer Risikofaktoren dienen.
Vorteile der DOAKs gegenüber Vitamin-K-Antagonisten
-
Kein INR-Monitoring erforderlich
-
Schneller Wirkungseintritt
-
Geringeres Risiko für intrakranielle Blutungen
-
Weniger Wechselwirkungen mit Nahrung und Medikamenten
-
Standardisierte Dosierung
Vergleich der verschiedenen DOAK-Medikamente
In Deutschland sind derzeit vier DOAKs zur Schlaganfallprophylaxe bei nicht-valvulärem Vorhofflimmern zugelassen:
Wirkstoff | Handelsname | Wirkmechanismus | Dosierung (Standard) | Renale Elimination |
Apixaban | Eliquis® | Faktor Xa-Hemmer | 2 × 5 mg/d | ~27 % |
Rivaroxaban | Xarelto® | Faktor Xa-Hemmer | 1 × 20 mg/d, mit Nahrung | ~66 % |
Edoxaban | Lixiana® | Faktor Xa-Hemmer | 1 × 60 mg/d | ~50 % |
Dabigatran | Pradaxa® | Thrombin-Hemmer | 2 × 150 mg/d | ~80 % |
Dosisanpassung
Alle DOAKs erfordern eine Dosisanpassung bei:
-
Niereninsuffizienz
-
Höherem Alter (v.a. >80 Jahre)
-
Geringem Körpergewicht
-
Erhöhtem Blutungsrisiko
Welche DOAK für welchen Patienten?
Die Wahl des Präparates erfolgt individuell, abhängig von:
-
Nierenfunktion
-
Blutungsrisiko
-
Patientenpräferenz (1× oder 2× täglich)
-
Begleiterkrankungen
-
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Beispiele:
-
Apixaban bei älteren, multimorbiden Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
-
Dabigatran bei Patienten mit hohem thromboembolischen Risiko und niedrigem Blutungsrisiko
-
Edoxaban bei Patienten mit stabiler Nierenfunktion und Wunsch nach Einmaldosierung
-
Rivaroxaban bei guter Compliance zur einmal täglichen Einnahme mit Mahlzeiten
Fazit
DOAKs sind heute Standard in der Antikoagulation bei nicht-valvulärem Vorhofflimmern und bieten im Vergleich zu Vitamin-K-Antagonisten zahlreiche Vorteile. Die Indikationsstellung erfolgt auf Basis des CHA₂DS₂-VASc-Scores, ergänzt durch eine Blutungsrisikoabschätzung. Die Auswahl des passenden DOAKs richtet sich nach individuellen Patientenmerkmalen und sollte regelmäßig überprüft werden – insbesondere bei Änderungen der Nierenfunktion oder Komedikation.
Hinweis: Dieser Artikel dient der medizinischen Information und ersetzt keine ärztliche Beratung. Bei Fragen zur Antikoagulation wenden Sie sich bitte an Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren Arzt.