Epilepsie und Schwangerschaft

Epilepsie und Schwangerschaft: Was Patientinnen wissen sollten

Epilepsie betrifft weltweit etwa 50 Millionen Menschen – viele davon sind Frauen im gebärfähigen Alter. Für Frauen mit Epilepsie ist die Familienplanung eine besondere Herausforderung: Einerseits sollen Anfälle während der Schwangerschaft vermieden werden, andererseits birgt die Einnahme bestimmter Medikamente (Anfallssuppressive Medikamente oder ASM) Risiken für das ungeborene Kind. Der folgende Beitrag fasst die wichtigsten Erkenntnisse und Empfehlungen der aktuellen Leitlinien zusammen.

1. Schwangerschaft mit Epilepsie – gut planbar

Frauen mit Epilepsie können in der Regel Kinder bekommen. Zwar ist die Geburtenrate etwas niedriger als in der Allgemeinbevölkerung, doch liegt das häufig eher an psychosozialen als an medizinischen Gründen. Wichtig ist eine frühzeitige Planung mit ärztlicher Begleitung, um sowohl Anfallsfreiheit zu sichern als auch Risiken für das Kind zu minimieren.

2. Medikamentöse Therapie: Welche Wirkstoffe sind sicher?

Die Wahl der richtigen Medikamente spielt eine zentrale Rolle. Als vergleichsweise sicher in der Schwangerschaft gelten:

  • Lamotrigin

  • Levetiracetam

  • Oxcarbazepin

Diese Medikamente zeigen die niedrigsten Fehlbildungsraten. Valproat hingegen ist stark teratogen – es erhöht das Risiko für Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen erheblich und sollte bei Frauen im gebärfähigen Alter möglichst vermieden werden. Wenn keine Alternative wirksam ist, muss die Anwendung streng kontrolliert und durch Aufklärung begleitet werden.

3. Was ist mit neuen Medikamenten?

Für neuere Medikamente wie Lacosamid oder Zonisamid gibt es noch zu wenige Daten. Deshalb wird an Ärztinnen und Ärzte appelliert, Schwangerschaften unter ASM-Therapie an Register wie EURAP oder GRAPE zu melden.

4. Hormonelle Verhütung: Vorsicht bei Wechselwirkungen

Einige ASM beeinflussen die Wirksamkeit hormoneller Verhütungsmethoden. Kupferspiralen oder Hormon-freisetzende Spiralen gelten als sicherere Alternativen, da sie unabhängig von der Medikamentenwirkung wirken.

5. Stillen ist erlaubt – und sogar positiv

Obwohl viele Mütter mit Epilepsie verunsichert sind, ist das Stillen in den meisten Fällen unbedenklich. Die Konzentrationen der Medikamente in der Muttermilch sind größtenteils niedrig. Gestillte Kinder zeigen laut Studien sogar bessere kognitive Werte im Schulalter.

6. Folsäure nicht vergessen!

Folsäure reduziert nachweislich das Risiko für Neuralrohr-Defekte. Frauen mit Epilepsie sollten bereits vor der Schwangerschaft täglich 0,4–0,8 mg Folsäure einnehmen, mindestens bis zum Ende des ersten Trimenons.

7. Geburt und Entbindung

Eine natürliche Geburt ist grundsätzlich möglich. Nur bei zusätzlichen Risiken (z. B. viele Anfälle, Komplikationen) kann ein Kaiserschnitt erwogen werden. Die Anfallshäufigkeit steigt während der Geburt nur in wenigen Fällen.


Fazit

Mit einer gut abgestimmten Therapie und enger Betreuung durch Fachärztinnen und Fachärzte steht einer Schwangerschaft bei Epilepsie größtenteils nichts im Weg. Wichtig sind:

  • Monotherapie mit gut verträglichen ASM (z. B. Lamotrigin),

  • regelmäßige Blutspiegelkontrollen,

  • frühzeitige Planung und Beratung,

  • Sichere Verhütung bei Valproat-Einnahme,

  • Folsäure-Supplementierung.


Quellen

Alle Angaben stammen aus:

  • Alhammoud T., Gaus V., Schmitz B. (2025). Neues zur anfallssuppressiven Therapie während der Schwangerschaft. In: InFo Neurologie + Psychiatrie 2025; 27(4). DOI: 10.1007/s15005-025-4309-4


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